Historische Gräber

Johann Friedrich Leopold Hühn

Das Hühnsche Grab (Foto: Hartwig Meyer)

J.G.L.Hühn wurde am 9.3.1830 in Gadebusch geboren. Wie viele junge Männer suchte er sein Glück in der Fremde. Mit 24 Jahren wanderte er nach Argentinien aus und wurde ein erfolgreicher Kaufmann. Er stieg in das Aktiengeschäft ein und verdiente ein riesiges Vermögen. Aus gesundheitlichen Gründen kehrte er nach 30 Jahren in seine Heimat zurück. Von einem Halsleiden erholte er sich nicht mehr. Er verstarb in Lübeck ohne einen Erben. In seinem Testament vererbte er seiner Heimatstadt Gadebusch sein ganzes Vermögen von 1661 852,00 Mark. Das hatte sich von seinem Tod bis 1919 durch Zinserträge auf 3 416 622,59 Reichsmark erhöht. Gadebusch war wohl zu diesem Zeitpunkt die reichste Stadt Mecklenburgs. Was wollte man nicht alles mit dem vielen Geld machen? Das alte Rathaus sollte einem neuen weichen, eine zentrale Wasserversorgung und ein Schwimmbad sollte geschaffen werden, u .u u. .Durch endloses Debattieren, finanzielle Unkenntnisse und Entscheidungslosigkeit der Stadtväter kam es zu einem Chaos, das 1923 in der Inflation endete. Das Geld war bis auf eine kleine Summe (ca. 50.000 RM, die 1946 für das Elektrizitätswerk der Stadt ausgegeben wurden, um es vor einem erneuten Verfall zu schützen) verloren. Ein Nachspiel für dieses Unvermögen gab es nicht. Als Trost blieb uns aber unser schönes altes Renaissancerathaus erhalten.

Meinen ganzen Nachlass soll meine Vaterstadt erhalten. Dieselbe soll meine Erbin sein, mit der Auflage, das Empfangene für Zwecke der Armenpflege und der Krankenpflege zu verwenden. Ich mache ferner der Erbin die Auflage, auf dem Gadebuscher Gottesacker befindliche Familiengrab stets in Ordnung zu halten“

Die Grabanlage ist ein großes Sandsteingrab, die an argentinische Friedhöfe in Boenos Aires erinnert . Gepflegt wird dieses Grab durch ehrenamtliche Aktionen, initiiert vor allem von Dr. Gerhard Schotte bzw. dem Förderverein der Stadtkirche.

Ludwig Seiffert

Grab der Familie Seiffert (Foto: Hartwig Meyer)

Auf dem Hauptweg steht auf der rechten Seite zwischen einer Birke und Akazie das älteste Grab auf dem Friedhof. Ursprünglich ein Doppelgrab der Familien Seiffert, Wulf und Schott. Das Grabkreuz aus geschmiedeten Eisen macht dem Schlossermeister Ludwig Seiffert alle Ehre. Ludwig Seiffert war 1860 mehrere Jahre Senator und wortführender Bürgervorsteher (3 mal wiedergewählt), Ältermann des Schmiede und Schlossergewerks, Mitglied des Schützenzunft und Schulvorstand. Einer seiner Nachfahren war der Ackerbürger Otto Wulf, der in den 1950. und 1960. Jahren den Leichenwagen durch die Stadt von der Kirche zum Friedhof kutschierte. Aus dieser Familie ging die Gadebuscher Baumeisterfamilie Boye hervor. Eine Hälfte des ursprünglichen Doppelgrabes Grabes wurde von der Familie Schott nach Karlsruhe verlegt. 1997 wurde von der Familie Schott die Gadebuscher Grabtafel aufgearbeitet und mit den o.g. alten Familiennamen bedruckt.

Das Grab befindet sich in einem aufgeräumten Zustand.

Heinrich Boye

Grabplatte für Heinrich Boye (Foto: Hartwig Meyer)

Weiter oben auf der zweiten Ebene des Friedhofes befindet sich die Grabstätte der Familie Boye. Die Baumeister Heinrich (1836-1911) und Sohn Johannes Boye(1870-1941) haben in Gadebusch ihre Handschrift hinterlassen. Heinrich Boye wurde 1836 geboren .In seiner Jugend war er viel auf Wanderschaft gewesen und war 1858/59 Schüler der Baugewerksschule in Holzminden. Diese Schule hatte einen hervorragenden Ruf. Nach der Ausbildung wollte er sich in Gadebusch selbständig machen. Trotz der guten Ausbildung bekam er vom Bürgermeister eine Ablehnung, mit der Begründung, er sei kein Gaebuscher. Erst auf Druck des Staatsministeriums konnte er seine Firma 1863 in Gadebusch gründen. Er heiratete die Tochter des Schlossermeisters Seiffert und wurde Gadebuscher Bürger. Viele Gebäude in der Stadt, die Feuerwehr, das Postgebäude, die Mühle Mirow, die Stadtschule in der Amtstrasse, die Villenbebauung in der linksseitigen Bahnhofsstraße und viele Wohn-und Geschäftshäuser der oberen Steinstraße entstanden nach seinen Entwürfen. Besonders die Häuser in der Steinstraße zeugen von der Detailvielfalt. Kein Giebel gleicht dem anderen. Er erhielt 1906 den Titel „Hofmaurermeister“. 1911 starb Heinrich Boye in Gadebusch. Sein Sohn, Johannes, wurde ebenfalls ein anerkannter Maurer –und Zimmermannsmeister weit über die Landesgrenze bis Bayern und Saarland hinaus. Er war unter der Leitung des Geh. Oberbaurat, Daniel, am Turmbau des Schweriner Doms beteiligt. Ihm verdankt Gadebusch den Erhalt und Sanierung des einzigartigen Renaissancerathauses, weitere Bauten sind das E-Werk, die städtische Turnhalle, die Häuser in der Theodor- Körnerstraße, das Postgebäude, das Oberförsterhaus (Dr. Lüders) und die Villenbebauung der Nordseite in der Bahnhofsstraße. Johannes Boye starb 1941.

Die Grabstätte wird von der Familie Boye aus Hamburg gepflegt.

Agnes Karll

Grabstätte von Agnes Karll (Foto: Hartwig Meyer)

1903 gründete sie mit 30 Schwestern die Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutschlands und wurde zur 1. Vorsitzenden gewählt. Sie wurde zum Sprachrohr eines ganzen Berufstandes. 1909 wurde sie in London zur Präsidentin des Weltbundes der Krankenpflegerinnen ernannt. An der Leipziger Frauenhochschule war sie die erste Dozentin. Sie vertrat die Interessen der Krankenschwestern auf vielen Kongressen. Immer wieder besuchte sie ihre Mutter in Gadebusch und holte sich Kraft, Ruhe und Erholung. An Krebs erkrankt, stirbt sie 1927. In der Gadebuscher Kirche fand die Trauerfeier statt. Das Grab auf den Friedhof und ein Straßenname erinnern an eine starke, durchsetzungskräftige, bescheidene Frau. Zu ihrem 150. Geburtstag wurde sie postum in das Ehrenbuch der Stadt Gadebusch eingetragen.

Die Pflege des Grabes wird von Herrn Siegfried Huhn, Pflegeberatung Berlin ausgeführt.

Helmuth & Dorothea Kopsicker

Grabstätte der Familie Kopsiker (Foto: Hartwig Meyer)

Gegenüber des Familiengrabes Hühn ist die Grabanlage der Familie Kopsicker. Unter einem dichten Strauchwerk war ein schwarzer Obolisk verborgen. Die Familien Kopsicker waren erfolgreiche und anerkannte Kaufmannsfamilien seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Helmut Kopsicker (1822-1901) war Senator des Stadtrates.

Z.Z. wird die Grabanlage von den Nachfahren der Familie gestaltet und gepflegt.

Otto Sass

Grab Otto Sass (Foto Hartwig Meyer)

Unweit der Grabstelle Seiffert steht ein riesiger aufgerichteter Grabstein, der an urzeitige Steingräber erinnert. Es ist des Grab der Familie, des Klockenschauster Otto Sass ( 1847-1924) und seiner Frau Louise. Mit seiner Größe von 1,60 m und 1 m Breite steht er wie ein Wächter auf dem Friedhof. Die Frontseite ist glatt geschliffen und mit den Daten bedruckt, die anderen Seiten sind grob behauen. Der Grabstein fügt sich in die Parkgestaltung hervorragend ein.

Albert Karl August Senske

Unweit des Hühnschen Grabes liegen unter einer mächtigen Rotbuche zwei große Sandsteinplatten, die Grabplatten des Gadebuscher Arztes, Albert Karl August Senske (1868-1931) und seiner Frau. Welche enormen Kräfte vermögen Baumwurzeln zu haben, die derartig schwere Steinplatten aus den Angeln heben. A. Senske war in Gadebusch von 1900-1931 tätig und war gleichzeitig in der Kaiserzeit bis 1919 Kreisarzt im damaligen Kreis Grevesmühlen. Er wohnte in der Villa Bahnhofstrasse 2, die er vom Maurermeister Müller 1908/09 erbauen ließ. Das Grab strahlt eine vom Baum behütete Ruhe aus.

Kriegsgräber

Auf der oberen ,dritten Ebene, befinden sich unter mächtigen Rotbuchen und Linden 21 Kriegsgräber des zweiten Weltkrieges. Die einzelnen Gräber sind mit Efeu über rankt und jedes einzelne Grab ist mit einem Namenschild benannt, dessen Namen heute keiner mehr kennt. Diese jungen Menschen haben für eine sinnlose größenwahnsinnige Idee ihr Leben geopfert, bevor ihr eigentliches Leben erst begann.